Aber gab es wirklich kämpfende Frauen im Sinne einer heutigen Berufssoldatin bereits in der Wikingerzeit ?
Ein echtes Reizthema ! Und gar mancher wird nun die Hände über den Kopf zusammen schlagen, denn man möchte darüber am liebsten gar nicht debattieren.
Eigentlich hatte Frau genug mit Haus, Hof und Kindern zu tun. Und wenn wir uns die Stellung als Frau so anschauen, lebte sie im Vergleich zu anderen Völkern gar nicht so furchtbar schlecht. Oder ?
Aber schauen wir doch einmal, welche Quellen wir für „kämpfende Frauen“ anführen könnten:
- Namensgebung, hier „Brunhild“. Dieser kommt von „Brünhild“. Und was bedeutet „Brünhild“ ? Nichts anderes als „Die, die die Brünne trägt“. Brunhild/Brünhild war zwar eine Walküre, doch bin ich sicher, daß auch Eltern ihren Töchtern diesen Namen gaben, auf das das Kind so werde.
- In zwei angelsächsischen Gräbern in North Yorkshire aus der Zeit von 450-650 AD, in der sich Speere und Messer als Grabbeigaben befanden, lagen eindeutig Frauen (DNA-Analyse) [Quelle : The Times 22.08.2000].
- In einem Wikinger-Grab in Santon Downham, Norfolk, England fand man neben einigen Broschen auch einen schwertähnlichen Gegenstand.
- In Gerdrup, Dänemark fand man bei Ausgrabungen ein Skelett mit einem Nadelbehälter (typische Grabbeigabe für Frauen) und einen Speer.
- In mehreren Frauengräbern in Kaupang fand man Äxte und Pfeilspitzen [Quelle : Judith Jesch „Women in the Viking Age“, Boydell Press, ISBN 0-85115-278-3].
- Thyra, Königin von Dänemark, führte in Abwesenheit ihres Mannes die Truppen gegen ausländische Invasoren (um 890 AD), auf ihre Initiative hin wurde der Danewerk-Wall errichtet.
- Aethelflead, die älteste Tochter von König Alfred, führte häufiger die Truppen ihres Vaters gegen die Wikinger (sie starb 918 AD).
- Auf einem Textilfund des Oseberg-Schiffes sind Frauen zu sehen, die Speere tragen. Laut den saxo grammaticus („Geschichte der Dänen“, verfasst ca. 1200 AD) gab es Frauen, die sich wie Männer kleideten und sich hauptsächlich in den Waffenkünsten übten
- Judith Jesch zufolge gab es zahlreiche Kriegerinnen (Hethna, Visna, Stikla, Alvid ua.), die z.T. nicht nur an Raubzügen teilnahmen, sondern sie sogar anführten [Quelle s.o.]
- Laut Carol J. Clover („Maiden Warriors and Other Sons“, Journal of English and German Philology [JEGP], 85, 1986, 35ff.) gab es Hervor, die sich seit ihrer Jugend in der Waffenkunst übte, sich wie ein Mann kleidete und Leute überfiel. Sie schloss sich Wikingern an und nahm an mehreren Raubzügen teil.
- In Hrolfs Saga „Gautrekssonar“ ist das einzige Kind von König Eirikr Thornbjorg, die ihre Kindheit damit verbrachte, sich in den Waffenkünsten zu erproben. Ihr Vater stattet sie mit Land und Gefolgsleuten aus und sie regiert mit dem angenommenen männlichen Namen Thorbergr.
- In der Saga von Erik dem Roten begegnen wir Freydis Eriksdottir. Obwohl hochschwanger greift sie zum Schwert und erschlägt im Laufe der Expedition einige „unbequeme“ Leute.
- In der Laxdaela Saga nimmt Thoris persönlich Rache für ihren toten Bruder.
- Sagas sind eben Sagas, also Geschichten, die aber durchaus ein Körnchen Wahrheit enthalten können.
- Wieso sollte eine hochgestellte Frau kämpfen ? Die hatte die Leute dafür !
- Ich denke schon, daß Wikinger-Frauen sehr wohl gekämpft haben, jede auf ihre Weise.
- Die Frau als Kriegerin (im Sinne des Berufsstandes „Kriegerin“, heute „Berufssoldatin“) dürfte aber die absolute Ausnahme gewesen sein, denn sonst würde man Frauen nicht in Sagas benennen.
- Frauen haben sicher eher gekämpft, wenn es um ihren Verantwortungsbereich ging. Wer sollte auch sonst Haus, Hof und Kinder verteidigen, wenn die Männer auf See waren ? Keine Mutter würde seelenruhig zusehen, wie Feinde ihre Kinder niedermetzeln und keine verantwortungsvolle Hausherrin, die die gesamte Verantwortung für Haus, Hof, Kinder, Knechte etc. hatte (!), würde tatenlos zusehen, wenn Feinde zum Beispiel Geerntetes oder Vieh stehlen. Und sicher wird die Frau sich dann nicht erst umgezogen haben; weil manche Befürworter dann einschränkend sagen „Ja, aber nur in Männerklamotte.“ !
Nun … . Was jede Frau im Hobby macht oder nicht macht, muß jede selber wissen. Aber egal, welchen Weg sie einschlägt, man(n) sollte sie dabei unterstützen. Die Frauen, die auch kämpfen möchten, sollten aber dennoch einige typische fraulichen Dinge beherrschen (z. B. diverse Handarbeistechniken), und sie darf nicht erwarten, daß sie im Schau-/Freikampf den „Frauenbonus“ bekommt. Wenn, dann muß sie auch blaue Flecken oder unter Umständen gebrochene Gliedmaßen einkalkulieren.
Nebenbei bemerkt:
Auch der Schlag mit einer gußeisernen Pfanne oder einem hölzernen Kochlöffel kann verdammt weh tun …